Einleitung: Die Bedeutung des Schweißens in der modernen Industrie
Das Schweißen zählt zu den wichtigsten Fügetechniken der modernen Industrie. Ob in der Automobilproduktion, im Maschinenbau, in der Luft- und Raumfahrt, im Bauwesen oder in der Energiewirtschaft – überall werden Metalle und Werkstoffe dauerhaft miteinander verbunden.
Durch Schweißverfahren können zwei oder mehr Werkstücke stoffschlüssig verbunden werden, also so, dass sie nach dem Fügen ein festes Ganzes bilden. Im Gegensatz zu Schraub- oder Klebeverbindungen entsteht beim Schweißen eine metallurgische Verbindung, die hohe Festigkeit und Dichtheit bietet.
Doch Schweißen ist nicht gleich Schweißen: Es gibt zahlreiche Schweißverfahren, die sich in Technik, Energiequelle, Einsatzgebiet und Anwendungsart unterscheiden. Dieser Artikel bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Schweißverfahren, deren Funktionsweise, Vorteile, Nachteile und Einsatzbereiche.
1. Grundlagen des Schweißens
1.1 Was ist Schweißen?
Unter Schweißen versteht man das Verbinden von Werkstücken durch Wärme, Druck oder beides, meist unter Zusatz von Schweißzusatzwerkstoffen. Dabei entsteht eine stoffschlüssige Verbindung, die sich durch hohe Festigkeit und Beständigkeit auszeichnet.
1.2 Die drei Hauptgruppen der Schweißverfahren
Nach der DIN EN ISO 4063 werden Schweißverfahren in drei Hauptgruppen unterteilt:
- Schmelzschweißen
- Werkstoffe werden durch Wärme aufgeschmolzen
- Beispiele: Lichtbogenschweißen, Gasschweißen, Laserschweißen
- Pressschweißen
- Werkstoffe werden unter Druck und oft unter Wärmeeinwirkung verbunden
- Beispiele: Widerstandsschweißen, Reibschweißen
- Löten und thermische Verfahren
- Verbindung entsteht durch Zusatzwerkstoffe bei niedrigeren Temperaturen
- Schweißen im engeren Sinn betrifft jedoch das stoffschlüssige Fügen durch Schmelzen oder Druck
1.3 Vorteile des Schweißens
- Hohe Festigkeit der Verbindung
- Dichtheit gegenüber Flüssigkeiten und Gasen
- Geringes Gewicht (keine Schrauben oder Nieten nötig)
- Wirtschaftlich und materialeffizient
- Große Gestaltungsfreiheit für Konstrukteure
2. Schmelzschweißverfahren
Das Schmelzschweißen ist die am weitesten verbreitete Schweißmethode. Dabei wird der Grundwerkstoff an der Fügestelle aufgeschmolzen. Optional wird ein Schweißzusatzwerkstoff (z. B. Draht oder Elektrode) hinzugefügt.
2.1 Lichtbogenschweißen
Das Lichtbogenschweißen ist eines der ältesten und wichtigsten Verfahren der Schweißtechnik. Dabei entsteht ein Lichtbogen zwischen einer Elektrode und dem Werkstück, der Temperaturen von über 6.000 °C erreicht.
2.1.1 Elektrodenschweißen (Lichtbogenhandschweißen, E-Hand-Schweißen)
- Verfahren: Der Schweißer führt eine umhüllte Elektrode manuell zum Werkstück. Der Lichtbogen schmilzt sowohl Elektrode als auch Grundmaterial.
- Vorteile:
- Einfache Ausrüstung
- Hohe Flexibilität
- Geeignet für Baustellen und Reparaturarbeiten
- Nachteile:
- Erfordert Erfahrung
- Langsamer als automatisierte Verfahren
- Einsatz: Stahlbau, Rohrleitungen, Reparaturschweißungen
2.1.2 MIG/MAG-Schweißen (Metall-Schutzgasschweißen)
- MIG (Metall-Inertgas): Schutzgas = Argon oder Helium
- MAG (Metall-Aktivgas): Schutzgas = CO₂ oder Mischgas
- Funktionsweise: Der Schweißdraht wird kontinuierlich zugeführt, während ein Schutzgas den Lichtbogen und das Schmelzbad vor Luft schützt.
- Vorteile:
- Hohe Schweißgeschwindigkeit
- Gute Nahtqualität
- Automatisierbar
- Nachteile:
- Empfindlich gegenüber Wind (bei Außenarbeiten)
- Einsatz: Fahrzeugbau, Maschinenbau, Rohrleitungsbau
2.1.3 WIG-Schweißen (Wolfram-Inertgas-Schweißen)
- Verfahren: Der Lichtbogen brennt zwischen einer nicht abschmelzenden Wolframelektrode und dem Werkstück.
- Schutzgas: Argon oder Helium
- Vorteile:
- Sehr saubere und präzise Nähte
- Ideal für dünne Bleche und Edelstahl
- Nachteile:
- Geringe Schweißgeschwindigkeit
- Höherer Aufwand
- Einsatz: Edelstahlverarbeitung, Luftfahrt, Medizintechnik
2.2 Gasschmelzschweißen (Autogenschweißen)
Hierbei wird die Schmelztemperatur durch eine Flamme aus Brenngas und Sauerstoff (meist Acetylen) erzeugt.
- Temperatur: bis zu 3.200 °C
- Vorteile:
- Keine elektrische Energie notwendig
- Mobil und vielseitig einsetzbar
- Nachteile:
- Langsamer Prozess
- Höhere thermische Belastung des Werkstücks
- Einsatz: Rohrleitungsbau, Karosseriereparatur, Kupferrohre
2.3 Plasmaschweißen
Das Plasmaschweißen basiert auf dem WIG-Schweißen, nutzt aber einen gebündelten Plasmastrahl mit noch höherer Energie.
- Temperatur: bis zu 20.000 °C
- Vorteile:
- Sehr tiefer Einbrand
- Präzise Steuerung
- Nachteile:
- Teure Ausrüstung
- Einsatz: Luft- und Raumfahrt, Medizintechnik, Edelstahlverarbeitung
2.4 Laserschweißen
Ein hochenergetischer Laserstrahl schmilzt die Werkstoffoberfläche punktgenau auf.
- Vorteile:
- Sehr schmale, saubere Schweißnähte
- Extrem hohe Geschwindigkeit
- Ideal für automatisierte Fertigung
- Nachteile:
- Hohe Investitionskosten
- Präzise Justierung erforderlich
- Einsatz: Automobilindustrie, Feinmechanik, Batteriefertigung
2.5 Elektronenstrahlschweißen
Ein Elektronenstrahl wird im Vakuum auf das Werkstück gerichtet und erzeugt lokal hohe Temperaturen.
- Vorteile:
- Sehr tiefer Einbrand
- Hohe Präzision
- Nachteile:
- Nur im Vakuum möglich
- Hohe Kosten
- Einsatz: Luftfahrt, Turbinenbau, Werkzeugbau
3. Pressschweißverfahren
Im Gegensatz zum Schmelzschweißen wird beim Pressschweißen keine vollständige Aufschmelzung der Werkstoffe benötigt. Durch Druck (und teilweise Wärme) werden die Werkstücke plastisch verformt und verbunden.
3.1 Widerstandspressschweißen
Beim Widerstandsschweißen wird Strom durch die Werkstücke geleitet. Der elektrische Widerstand an der Kontaktstelle erzeugt Wärme.
3.1.1 Punktschweißen
- Prinzip: Zwei Bleche werden punktuell zwischen Elektroden gepresst und durch Stromfluss verbunden.
- Einsatz: Karosseriebau, Blechverarbeitung
- Vorteile: Schnell, automatisierbar
3.1.2 Rollnahtschweißen
- Prinzip: Strom wird über rotierende Rollen übertragen – ideal für kontinuierliche Nähte.
- Einsatz: Behälterbau, Tanks, Rohre
3.1.3 Buckelschweißen
- Prinzip: Erhöhungen (Buckel) auf einem Werkstück erzeugen gezielte Wärmeentwicklung.
- Einsatz: Befestigung von Schrauben oder Bolzen an Blechen
3.2 Reibschweißen
Beim Reibschweißen werden zwei Werkstücke gegeneinander bewegt, bis die Reibungswärme das Material plastifiziert. Anschließend werden sie unter Druck verbunden.
- Varianten:
- Rotationsreibschweißen
- Linearreibschweißen
- Rührreibschweißen (Friction Stir Welding)
- Vorteile:
- Keine Zusatzstoffe
- Sehr feste Verbindungen
- Ideal für ungleiche Werkstoffe (z. B. Aluminium und Stahl)
- Einsatz: Fahrzeugbau, Luftfahrt, Energietechnik
4. Weitere moderne Schweißverfahren
4.1 Ultraschallschweißen
- Nutzt hochfrequente Schwingungen (20–70 kHz), um Moleküle an der Fügestelle zu bewegen.
- Vorteile: Kein Schmelzen, keine Flamme, energiesparend
- Einsatz